Zur letzten Folge werde ich mich ganz fürstlich aber spartanisch selbst bekochen. Ich werde es einnehmen wie das letzte Abendmahl und mit jedem Bissen wird mir eine Träne die Wange runterlaufen, mir der Erkenntnis bewusst, dass dies das Ende ist. Es wird eine vegetarische Mahlzeit sein, nicht zu üppig, nicht zu schmackhaft. Die Folge in 780p hab ich dann natürlich schon. Ich stelle eine Art Schrein auf, auf dem ich meine BB-DVD's und den Laptop positioniere. Ich zünde ein paar Kerzen an, ziehe die Vorhänge zu, dämme das Licht und setz mir die Kopfhörer auf. All das in bedächtiger Ruhe, denn Hektik und Unruhe würden diese Gefühle des Abschieds trüben, ich aber will sie auskosten.
Ich werde jede Gelegenheit nutzen, die Vorgänge hinauszuzögern und anzuhalten, zu unterbrechen für meditative Gedankengänge und vorauseilendes Schwelgen in Erinnerung. Ich habe es nicht eilig das Finale zu sehen, ich warte den richtigen Zeitpunkt, die richtige Stimmung ab. Es muss definitiv die letzte Handlung des Tages sein, einem wahren Abschluss entsprechend. Ich mache es mir irgendwo gemütlich. Ich richte eine Sitzgelegenheit ein, auf der ich diese 45 Minuten wirklich aushalten kann, ohne irgendwie herumzurutschen, mich umzupositionieren oder sonstwas zu tun. Essen wird es während der Vorstellung nicht geben. Ich habe bereits vorher gespeist, es wäre ein Sakrileg, während einzelner kostbarer Sekunden mit einem Auge auf einen Snack oder ein Getränk zu schielen. Nein, BB ist Fastenzeit.
Die Vorbereitung des Rituals und die Achtsamkeit, mit der das hier beschriebene Protokoll aufs strengste befolgt wird, ist bereits Bestandteil des Rituals! Für mich beginnt es letzten Endes am frühen Morgen der Ausstrahlung, zieht sich durch den gesamten Tag, den ich dazu nutzen werde, mich mental vorzubereiten und meinen Geist zu schleifen, ohne die Pflichten und Verantwortungen des Alltags mit Missachtung zu strafen, und endet erst nach der letzten Sekunde. Aber selbst dann muss ich mir das Jubeln oder Weinen oder sonstirgendeine Reaktion verbieten. Ich häufe diese Gefühle an, ich speichere sie, ich lasse sie mir durch Haut und Knochen fahren. Und wenn ich es nicht mehr aushalte, dann lasse ich los.
Gerade die Alltäglichkeit ist das Wichtigste an diesem Ritual! Ich tue meine Arbeit, ohne mit meinen Gedanken abzuschweifen, vorauszueilen oder, schlimmer noch, mir Dinge auszumalen, die da auf mich harren mögen. Die Kunst des Rituals besteht in ihrer Stringenz, ihrer Disziplin. Nur wenn ich selbst die Kontrolle über meinen Geist und Körper erlange, kann ich das Finale von Breaking Bad physisch und psychisch voll auskosten.
Ooommm...